Laudes
Abbé Nicolas Betticher Schriftlesungen und Gebete
Ariane Piller Kantorin

 

Klassische Laudes nach katholischem Ritus mit deutschem Psalmengesang

Eingangsspiel:
Anonymus (Niederlande, frühes 17. Jahrhundert)
Aria del Granduca

Eröffnung:
«Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde»

Hymnus:
«Christus, du Sonne unsres Heils»

Psalm 63 mit Leitvers (Sehnsucht nach Gott)

Canticum aus dem Alten Testament:
Daniel 3 mit Leitvers «Gepriesen bist du, Herr»

Psalm 150 mit Leitvers (Der grosse Lobpreis)

Schriftlesung des Tages

Antwortgesang:
«Christus, du Sohn des lebendigen Gottes»

Kurze Ansprache (Homilie)

Lobgesang des Zacharias:
«Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels»

Fürbitten

Vaterunser

Schlussgebet

Magnificat:
«Den Herren will ich loben»

Segen

Ausgangsspiel:
Sebastián Aguilera de Heredia (1561–1627)
Salve, 1 tono por de la sol re

 

Die Wendepunkte des Tages, Morgen und Abend, wurden in der Christenheit immer besonders gefeiert. Neben dem Gebet des Einzelnen hat sich in der frühen Kirche sehr bald die gemeinschaftliche Zusammenkunft zu bestimmten Zeiten herausgebildet, das sogenannte Stundengebet. Die Laudes am Morgen und die Vesper am Abend bilden die Angelpunkte des Stundengebetes. Die Laudes haben ihren Namen von den drei letzten Psalmen (148–150) des Psalmenbuches bekommen, den sogenannten Laudate-Psalmen.
Der Psalmengesang des jüdischen Tempelgottesdienstes nimmt eine zentrale Stellung ein. Palästina stand in regem Austausch mit seinen Nachbarländern; vor allem die Musik Mesopotamiens und Ägyptens fand ihren Niederschlag in den hebräischen Psalm-Melodien. In der Musik der Frühkirche vermengten sich Einflüsse aus der jüdischen Tempelmusik mit der Musik der Spätantike. Im Gottesdienst waren Instrumente verboten, da sie dem heidnischen Kultus zugeordnet wurden. Dieses Verbot ist noch heute in den Ostkirchen gültig. Ausserhalb des Gottesdienstes durften jedoch geistliche Lieder mit Kithara-Begleitung gesungen werden. Im 4. Jahrhundert gab es im westeuropäischen Raum noch viele verschiedene Liturgien, z. B. die ambrosianische in Mailand, die gallikanische im frankophonen Raum, die keltische in Irland und England, die mozarabische in Spanien. Ende des 6. Jahrhunderts führte Papst Gregor I. eine Reform der römischen Liturgie durch. Die Melodien wurden gesammelt und melodisch geglättet.
Man unterschied in der Liturgie drei Gesangsstile. Die Psalmodie transponiert den Sprachvers in eine bestimmte Melodiefloskel, den Psalmton. Das verleiht ihm eine feierliche Verfremdung. Die Sprache bestimmt den Rhythmus der Silben und Tonfolgen auf dem Rezitationston. Satzanfang, Mitte und Ende werden durch mehrtönige Melismen hervorgehoben: Melodieanstieg zu Beginn, eine Halbschlusswendung auf dem Nebenton mit Längung und Zäsur in der Mitte und ein Abstieg als Schlusswendung. Psalmen wurden ursprünglich antiphonal (zwei Gruppen wechseln ab), später responsorial gesungen (der Kantor oder die Kantorin trägt die Psalmverse vor, wobei die Gemeinde mit einem Kehrvers antwortet). Die Lesung, also biblische Prosa und Gebete, wurden in ein sprachgebundenes Singen gehoben. Satzbeginn und -ende, Einschnitte und wichtige Stellen werden hervorgehoben. Die Hymnodie, die strophische Wiederholung von Melodien, der Liedgesang also, ist dann eine typische Form des christlichen Gemeindegesanges geworden.
Wir finden das Morgengebet - die Laudes - sowohl im katholischen (KG 259) wie im reformierten (RG 555) Gesangbuch. Es ist also eine Form des Lobpreises, welche uns ökumenisch verbindet. Auf die Bitte um die Hilfe Gottes folgt ein Morgenlied, dann ein Psalm (in der katholischen Liturgie noch ein Lobpreislied sowie ein weiterer Psalm). Die Lesung aus der Bibel wird mit einem Gesang reflektiert. Den Schluss bilden der Lobgesang des Zacharias, die Fürbitten, das Vaterunser, der Segen und ein Lied.
Ariane Piller


Eintritt frei

Kirche Bruder Klaus | |  
Freitag, 23. Oktober 2015 | 08.00 Uhr


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