Orgelspaziergang, Teil 1
Maurizio Croci und Jürg Lietha Begrüssung und Moderation

 

Chororgel (Fratti 2008):

Samuel Cosandey Orgel
Aus: Le Livre d’Orgue de Bex
Karim Younis (*1992)
La luce et il suo bagliore über Lukas XI 33-36 (2014)
Niklaus Erismann (*1984)
Komposition zu Lukas VII 24-28 (2015)

Orgeldisposition Chororgel

 

Hauptorgel (Mathis 1980):

Lee Stalder Orgel
Jennifer Bate (*1944)
Homage à 1685 (1985)
I Moto perpetuo, III Largo, IV Postlude on a theme of Handel

Christoph Lowis Orgel
Thomas Daniel Schlee (*1957)
«Sicut ros hermon» aus: Zwei Psalmen für Orgel op. 74 (2004/10)

Elie Jolliet Orgel
Jürg Lietha (*1952)
Organosalsa (2013)

Orgeldisposition Hauptorgel

 

«Le Livre d’Orgue de Bex» entstand bzw. entsteht auf Anregung von Samuel Cosandey, der als Organist an der Paroisse des Avançons von Bex und Gryon tätig ist. Die Stücke basieren auf Bibelstellen, zu denen am Tag der Uraufführung gepredigt wurde, und bilden gegenüber dem Wort so ein Echo im «Unsagbaren». Die Sammlung soll fortgesetzt werden; zurzeit umfasst sie drei kurze Stücke, die für Gottesdienste während des Kirchenjahrs 2014–15 bestellt wurden. Sie stammen von Studierenden der HKB-Kompositionsklassen von Daniel Glaus und Xavier Dayer (was allerdings keine Bedingung für das«Livre» ist): vom Berner Gitarristen Niklaus Erismann und vom Pianisten Karim.

Nicht auf Olivier Messiaen, der ihre Interpretationen so hoch schätzte, oder auf das französische Repertoire bezieht sich Jennifer Bate mit ihrer Suite, sondern auf das Geburtsjahr von Bach, Scarlatti und Händel. «Homage to 1685» ist eine imaginative, intrikate, farbenprächtige und technische Tour de Force als Relevanz an diese Barockmeister. Sie greift darin Themenmaterial und Kompositionsverfahren auf und schickt sie auf eine Reise durch die Moderne. Zu ihrem Werk schreibt sie: «Der erste Satz wurde durch Bachs Cellosuiten inspiriert. Obwohl hauptsächlich einstimmig komponiert, sind die Harmonien trotzdem immer enthalten. Dabei erscheinen die Noten B, A, C und H, die den Namen des berühmten Komponisten buchstabieren, flüchtig zwölfmal. Der langsame Satz stellt eine unverwechselbare Melodie vor, die zu einem Pizzicato-Bass wiederholt und variiert wird. An einer Stelle muss die rechte Hand sie auf zwei Manualen gleichzeitig spielen. Das Finale, mit vollem Werk, führt Händels Air aus der Cembalosuite Nr. 5 («The Harmonious Blacksmith – Der harmonische Grobschmied») in langen Pedalnoten ein. Rasche Akkorde bespielen die gesamte Tastatur, wobei die Hände sich stetig überkreuzen, bevor sie ebenfalls an der Melodie teilhaben.»

Der Komponist, Organist und Konzertmanager Thomas Alfred Schlee, auch er übrigens als Kompositionsschüler mit Messiaen verbunden, schreibt zu seinem Psalm: «‹Sicut ros Hermon› – wie der Tau des Hermon, der auf den Berg Zion niederfällt, steigt der Segen des Herrn auf jene Menschen herab, die in Eintracht leben. So schildert es Psalm 133. Mein im Jahre 2008 für das Bachfest Salzburg komponiertes Orgelwerk meditiert über jenes Fliessen der Gnade: zunächst in langsam absteigenden Harmoniefolgen, überlagert von rascher bewegten Figurationen. Aus diesen entwickelt sich über einem siebentönigen, mehrfach transponierten Ostinato ein emphatischer Gesang. Eine choralartige, innige Coda neigt sich ein letztes Mal zum Zentralton fis hernieder. ‹Sicut ros Hermon› ist dem Schriftsteller Christian Martin Fuchs in Freundschaft zugeeignet.»

Jürg Liethas «Organosalsa» ist, wie der Komponist schreibt, «ein gepfeffertes Orgelstück mit südamerikanischem Kolorit!» Salsa heisst ja «Sauce», und diese Sauce ist hier «ein Mix aus südamerikanischen Tanzrhythmen wie Rumba, Tango, Samba, Bossa Nova». Entsprechend bewegt sind die Metren. Das eingängige Hauptthema pendelt zwischen 6/8- und 7/8-Takt, im Mittelteil herrschen gerade Takte vor. Lietha, Organist an der Berner Dreifaltigkeitskirche, nämlich ist musikalisch «bilingue», zuhause ebenso in der Klassik wie im Jazz. Vorbilder sind ihm dafür Chick Corea, Friedrich Gulda und Keith Jarrett. So gilt denn auch für dieses Stück, was er über sein «Trio» von 2009 sagte: «Viele wissen nicht, dass eine Kirchenorgel fetzen kann.»


keine Anmeldung nötig

Dreifaltigkeitskirche | |  
Mittwoch, 21. Oktober 2015 | 12.30 Uhr


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