Laudes
Laudes II
Die Morgenandacht nach christkatholischem Ritus erklingt in einer Neuvertonung von Johann Sonnleitner.

 

Christkatholischer Kirchenchor Bern
Anna Barbara Dütschler Bratsche
Johann Sonnleitner Orgel
Helene Ringgenberg Leitung

 

Laudes II (sog. Kathedralritus)

Johann Sonnleitner (*1941)
Uraufführung

Eröffnung

Gesang zum Anbruch des Tages
Morgenpsalm (Psalm 63)
Lobpsalm (Psalm 103)

Wortgottesdienst:

Lesung
(in der Regel Evangelium der Auferstehung)
Halleluja

Neutestamentliches Canticum
(Lobgesang des Zacharias)

Bitten
Vaterunser
Fürbitten
Wasserritus (Heiligung des Tagwerkes)
Gloria

Abschluss

 

Eine neue Laudes-Vertonung in erweiterter Tonalität
Der Morgengottesdienst, auch Laudes genannt, wird in der christkatholischen Kirche in zwei unterschiedlichen Formen gefeiert. Die erste Form ist deutlich von Traditionen des Mönchtums geprägt, was sich vor allem an der starken Verwendung biblischer Psalmen und am einheitlich gregorianischen Stil zeigt, d. h. die Melodien werden einstimmig, in freiem Rhythmus und mit einer Melodiebildung gemäss den sogenannten Kirchentonarten gesungen. Solche Melodien strahlen eine «lilienhafte Reinheit» und Objektivität aus. Das hat seinen Grund im verwendeten Tonsystem. Dieses besteht aus einer Kette von reinen Quinten, was der Melodik einen schwebenden, strebenden Charakter mit wenig «Erdung» verleiht. Die zweite Form der Laudes lehnt sich ein Stück weit an die frühchristlichen Gemeindegottesdienste unter der Leitung des Bischofs an. Im Blick auf das Sonnenlicht des angebrochenen Tages wird Gott als der Schöpfer des Lichtes gepriesen. Diese zweite Form ist auch geprägt durch so sinnfällige Handlungen wie einen Wasserritus zur Aufnahme der täglichen Arbeit. Dieser folgt dem Wortgottesdienst mit Evangelien-Lesung von der Auferstehung Christi und dem Gloria. Im Gegensatz zur einstimmigen mittelalterlichen Form kommt die zweite Form in verschiedenen, der Zeit angepassten Stilen vor.
Je näher nämlich die Menschen an die Neuzeit heranrückten, desto mehr entwickelten sie einen Sinn für das Intervall der Terz – und damit verbunden ein Gefühl und Bedürfnis nach Dreiklängen und Harmonien. Das gibt der Musik mehr «Erdung» und menschliche Wärme.
Der Blick in die Musikgeschichte und Musikethnologie zeigt: Mit dem Wandel des Bewusstsein und des Lebensgefühls ändert sich auch das jeweilige Tonsystem der Menschen. Der sich in unserer Zeit anbahnende Bewusstseinswandel vieler Menschen bringt ein neues differenzierteres Tonempfinden mit sich. Die Frage ist: Welches Tonsystem entspricht unserem sich wandelnden Bewusstsein? Welche Töne entsprechen unserem sich verändernden Verhältnis zur Natur?
In dieser Situation hilft eine Beschäftigung mit Tönen, die in der Naturtonreihe, dieser wahren «Schatztruhe der Natur» aufbewahrt sind. In der uralten Schweizer Alphornmusik leben gewisse Intervalle, die in der Kunstmusik tabu sind: z.B. das Alphorn-Fa und die Natur-Septim. Sie liegen ausserhalb unseres herkömmlichen Tonsystems. Durch die behutsame Einbeziehung solcher zunächst ungewohnter Zwischentöne erfährt unsere Tonwelt eine Belebung, seelische Bereicherung und Vertiefung. Solche «Musik in erweiterter Tonalität» kann auch von sogenannt einfachen Musikliebhabern gut nachvollzogen werden. Sie brauchen dazu keinerlei musikalische Fachbildung, sondern nur ein offenes Ohr und Herz. So kann vielleicht mit dem Anbruch eines neuen Tages mit den uralt-neuen Intervallqualitäten auch in unserem Inneren ein neues Licht aufleuchten.
Mit der Neu-Vertonung der Laudes in erweiterter Tonalität für Gemeindechor, Viola und Orgel wird die Reihe bereits vorhandener Auftrags-Kompositionen für die Christkatholische Kirche fortgesetzt. Bisher liegen u.a. vor: die Vesper «An der Schwelle des Abends», ein «Magnificat», ein «Lichtgesang» und eine Passionsmusik «Die sieben Worte des Gekreuzigten».
Johann Sonnleitner

(Zum Ablauf der Laudes und diversen Texten vgl. Laudes in der Kirche St. Peter und Paul, Donnerstag um 6.30 Uhr Link. Zur Mikrotonalität vgl. jene von Donnerstag, in der Christengemeinschaft Link).


Eintritt frei

Kirche St. Peter und Paul | |  
Samstag, 24. Oktober 2015 | 08.00 Uhr


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