Neue geistliche Musik in Geschichte und Gegenwart
9.00 Uhr
Begrüssung und Einleitung durch Dr. Thomas Gartmann Leiter Forschung, Hochschule der Künste Bern.

9.15 Uhr
Tradition, Reform, Innovation: Kirchenmusik im Spannungsfeld von Geschichtlichkeit und Gegenwärtigkeit

Prof. Dr. Klaus Pietschmann Professor für Musikwissenschaft, Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Musik in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen ist ein wesentlicher Bestandteil nahezu aller Religionen. Zu den Besonderheiten des katholischen und evangelischen Christentums zählt allerdings, dass die Kirchenmusik beginnend spätestens mit dem Pariser Organum um 1200 eine wechselvolle Entwicklung durchlief, die in engem Zusammenhang mit jeweils aktuellen theologischen, liturgischen und pastoralen Auffassungen stand und sich stark an ausserkirchlichen musikalischen Trends orientierte. Die Rückbindung an etablierte Traditionen wie insbesondere den Choralgesang, aber auch den Palestrina-Stil bzw. das geistliche Liedgut bildete dabei stets ein Korrektiv und eröffnete ein Spannungsfeld, das ein identitätsstiftendes, zugleich aber auch abschottendes Potential markierte und gegenwartsorientierter Innovation Grenzen auferlegte. Die vielfältigen Ausprägungen dieses Spannungsfeldes bestimmten die Fragen und Themen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kirchenmusik, und sie sollen im Referat anhand ausgewählter Stationen exemplarisch vorgestellt werden. Dabei ist auch nach den innerkirchlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu fragen: Welche Faktoren prägen künstlerische Entscheidungen und welche nicht? Wie verhält sich die Musik zu mitunter brisanten Tendenzen innerhalb der christlichen Glaubensgemeinschaften etwa im Umgang mit Andersgläubigen? Fragen wie diese, gerichtet an zwar historische, aber noch/wieder präsente Repertoires, haben auch angesichts einer sich intensivierenden religiösen Diversifizierung der traditionell christlich geprägten Gesellschaften grosse Relevanz für die gegenwärtige kirchenmusikalische Praxis.

10.00 Uhr
Zeitgenössische Positionen geistlichen Komponierens: PunktKlangKugel

Prof. Dr. h.c. Daniel Glaus Komponist und Organist am Berner Münster

Logos – Chronos – Kairos.
Von der Idee zum inneren Klang. Vom inneren Klang zur Komposition. Von der Komposition zur Interpretation. Von der Interpretation zum Hören. Vom Hören zur inneren Hörschau. Ein Prozess des Werdens. Transzendenz.

Die Zeit, die Zeit, das irdische Kleid.
Aber die Kugel, die rollt.
Aussi loin, qu’un endroit
fusionne avec au delà.
(Stéphane Mallarmé: Sämtliche Gedichte französisch und deutsch, DA: Heidelberg: Verlag Lambert Schneider, 31974, S. 174f.)

Ich mache meinen Gang;
der führt ein Stückchen weit
und heim, dann ohne Klang
und Wort bin ich beiseit.
(Robert Walser: Gedichte. Mit Radierungen von Karl Walser, Berlin: Cassirer, o. J. [1909])

10.20 Uhr
Zeitgenössische Positionen geistlichen Komponierens: Komponieren als Spurensuche nach dem Ewigen

Lukas Langlotz Komponist

Das Religiöse spielt in meinem Schaffen eine wichtige Rolle. Komponieren ist für mich eng mit Spiritualität verbunden. Ich will den Faden nicht verlieren, der mich mit dem Wesentlichen in Berührung hält, deshalb suche ich nach dem Klang meiner Musik und treffe dabei immer wieder auf eine sakrale Thematik. Ausschnitte aus meinen Werken Windspiel (1998/2000), «Missa Nova» (2009/2010) und «Amer» (2012/2013) sollen Einblick geben.

11.00 Uhr
Podiumsdiskussion

Mit Prof. Dr. h.c. Daniel Glaus, Lukas Langlotz und als Gast Esther Schläpfer Pfarrerin am Berner Münster.
Leitung durch Dr. Thomas Gartmann.


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UniTobler (Raum F023) | |  
Freitag, 23. Oktober 2015 | 09.00 Uhr


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