Theologie der Musik, Musik der Liturgie
9.00 Uhr
Begrüssung und Einleitung durch Prof. Dr. Matthias Zeindler Titularprofessor für Systematische Theologie an der Theologische Fakultät der Universität Bern, Leiter Fachbereich Theologie der Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn.

Das Referat von Frau Dr. Heidy Zimmermann entfällt.

9.15 Uhr
«Nil impurum aut lascivum» Fragen zur musikalischen Theologie der katholischen Kirche

Prof. Dr. Alois Koch alt Rektor der Hochschule Luzern – Musik

Mit dieser Formulierung setzte das Konzil von Trient (16. Jh.) erstmals Rahmenbedingungen für Musik in der Liturgie. Keine theologische Definition der Kirchenmusik also, sondern Abgrenzung gegen profane Einflüsse. Das ist symptomatisch für das Verhältnis der katholischen Kirche zur Musik seit dem Kirchenlehrer Augustinus (4. Jh.) bis in unsere Zeit, wo selbst das Vatikanum II (20. Jh.) mit seiner liturgischen Aufwertung der Musica sacra diese nicht theologisch, sondern anwendungsorientiert integrierte. Umso faszinierender ist unter solchen Voraussetzungen das Phänomen, dass die Musik seit jeher immer wieder zur Theologie drängt und sich mit ihren Mitteln dem Numinosen zu nähern versucht.
Das Referat «Nil impurum aut lascivum» versucht diese Thematik sowohl künstlerisch wie theologisch zu plausibilisieren und damit einen Beitrag zum aktuellen Spannungsfeld zwischen Liturgie und Musik zu erbringen.

10.15 Uhr
«Klingende Asche, tönender Staub» Musiktheologische Überlegungen aus protestantischer Perspektive

Dr. Stefan Berg Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie, Universität Zürich

Musik wird aufgrund ihrer ätherischen Leichtigkeit immer wieder für eine Kunst gehalten, die in einer privilegierten Beziehung zu Gott stehe: ein «schnelles Flugschiff zum Göttlichen», wie Karlheinz Stockhausen es formulierte. Tatsächlich ist sie jedoch ein zutiefst erdenschweres Unternehmen und kann daher nicht als eine zwischen Gott und Mensch vermittelnde Instanz gelten. Auch eine Theologie der Musik muss sich daher – wie alle Theologie – zur unendlichen Unterschiedenheit von Gott und Mensch verhalten. Und auch sie steht damit vor der Grundsatzentscheidung, ob sie in ihrem Nachdenken vom religiösen Menschen oder vom sich selbst offenbarenden Gott ausgehen möchte. So kann eine Theologie der Musik entweder den liberalen Weg beschreiten und Musik als einen Gestaltungsmodus menschlicher Subjektivität deuten, dem fast schon per se eine religiöse Qualität anhaftet. Oder sie kann sich auf den funktionalistischen Weg begeben und Musik nur insofern theologisch würdigen, als sie von Gott zu einem Ort seines gnadenhaften Sich-selbst-Offenbarens erwählt wird. Auf die Praxis hin formuliert heisst das: Eine protestantische Theologie der Musik muss für sich unter anderem klären, ob sie auch für die Musik im profanen Konzertsaal oder ausschliesslich für die im sakralen Raum des Dienstes am Wort Gottes zuständig ist. Allerdings haben die hier zugespitzten Alternativen heute sowohl in der Theologie allgemein als auch speziell in der Theologie der Musik an Bedeutung verloren. Man weiss hermeneutisch um die Vielfalt von Perspektiven, ist phänomenologisch sensibel für die Eigendynamik von Ereignissen in ihrer Performanz und kennt das schier unkontrollierbare Wuchern des Verweisens im menschlichen Zeichengebrauch. Über diese Einsichten hat sich die Theologie verändert – und gleiches gilt im Übrigen für die Musik. Die oben formulierten Alternativen sind damit nicht vollständig vom Tisch, erscheinen aber in einem neuen Licht. Der Vortrag will sie daher noch einmal aufwerfen, sie dann aber neu erkunden, indem er sie von Werken Neuer Musik her betrachtet: Werke musikalischer Flüchtigkeit und Vergänglichkeit – klingende Asche, tönender Staub.

11.00 Uhr
Podiumsdiskussion

Mit Prof. Dr. Alois Koch, Dr. Stefan Berg und als Gast Dr. Konrad Klek Professor für Kirchenmusik an der Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsmusikdirektor. Leitung durch Prof. Dr. Matthias Zeindler.


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UniTobler (Raum F023) | |  
Samstag, 24. Oktober 2015 | 09.00 Uhr


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